Leistung
Sensorische Integration (SI)
nach Jean Ayres
Hintergrund
J. Ayres bezeichnet das Zusammenspiel der Sinne, die sogenannte Wahrnehmung, als Sensorische Integration (SI): „Sensorische Integration ist der Vorgang, durch den das Gehirn Auskünfte von den Sinnen aufnimmt, erkennt, deutet und eingliedert, um daraufhin mit einer angepassten Handlung zu reagieren.“ (Ayres/Price, 1985)
Die Wahrnehmung umfasst dabei verschiedene Prozesse wie die Aufnahme und Weiterleitung des Sinnesreizes, die Speicherung desselben, sowie die Abgleichung und Koordination. Durch die SI werden unterschiedliche Sinneseindrücke miteinander verschaltet. Die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen ist sowohl von der Funktionsfähigkeit der unterschiedlichen Rezeptoren, als auch von der differenzierten Verarbeitung der Wahrnehmungsprozesse abhängig.
J. Ayres spricht bei der SI nicht von Schädigung des Gehirns, sondern von einer Funktionsstörung. Der Prozess / die Funktion der Reizweiterleitung und Reizverarbeitung ist gestört. So kann es schon in frühester Kindheit zu Entwicklungsstörungen kommen, die sich in unterschiedlicher Weise niederschlagen können: häufiges Schreien, gestörter Schlaf-/Wach-/Biorhythmus, Hyperaktivität, Ungeschicklichkeiten, Ängste, Sprachentwicklungsverzögerungen, Konzentrationsschwächen bis hin zu Lern- und Verhaltensauffälligkeiten.
Störung des Taktilen Systems (Oberflächensensibilität):
- bei der Unterfunktion der Taktilität braucht das Kind sehr deutliche bis intensive Reize auf der Oberfläche der Haut. Schmerzunempfindlichkeit und die Sehnsucht nach starken Berührungsreizen führen oft zu sozialem Brennstoff, Kontakt zu anderen Kindern gelingt häufig nur überschießend und viele kleinere Unfälle sind die Regel.
- bei der Überfunktion der Taktilität wird Berührung abgewiesen und als negativ bis schmerzhaft erlebt. Die Kinder ziehen sich zurück und/oder werden aggressiv.
Bei beiden Erscheinungsformen kann es zu sozialen Interaktionsstörungen kommen.
Störung des propriozeptiven Systems (Tiefensensibilität):
Sinneseindrücke, die aus der Tiefe ( Muskeln, Kapseln, Bänder, Gelenke ) kommen, werden vermindert wahrgenommen.
Bei dieser Störung der Tiefensensibilität kommt es zu ungenauen und undifferenzierten Informationen für die Eigenwahrnehmung.
Ein differenziertes Körpergefühl kann sich nicht entwickeln, so dass bei komplexen Bewegungsabfolgen einzelne Körperteile gar nicht oder wenig koordiniert benutzt werden. Das Erlernen von automatisierten Bewegungsabläufen ist erschwert, eine Dosierung der Kraft kaum möglich.
Aus diesem Mangel an Körperschemaentwicklung können sich im Laufe der Zeit Tonusstörungen, Koordinationsstörungen, Störungen der Raumorientierung bis hin zu Lateralitätsprobleme (Lese-/Rechtschreibschwäche) entwickeln.
Störung des vestibulären Systems (Gleichgewichtssinn):
- Bei der vestibulären Überempfindlichkeit werden Bewegungen als verunsichernd empfunden. Beim Drehen entstehen Schwindel und häufig Übelkeit. Klettern, Balancieren, Schaukeln und Hüpfen werden vermieden. Folge dieser Vermeidungshaltung ist ein unzureichendes Experimentieren auf sensomotorischer Ebene. Beim Säugling reichen kleinste Lageveränderungen aus, um Schreien zu provozieren.
- Bei der vestibulären Unterempfindlichkeit besteht ein fast nicht zu befriedigendes Bewegungsbedürfnis. Starke Gleichgewichtsstimuli als Eigenregulation werden beständig von den Kindern eingefordert und gesucht. Diese Kinder sind unentwegt in Bewegung, haben eine große Unfallgefährdung und können sich nicht gut konzentrieren. Orientierungsprobleme im Raum mit verbundener Verzögerung der Seitigkeitsentwicklung sind häufig zu beobachten.
Ziel der SI-Therapie
Die Grundlage einer jeden SI-Therapie ist es, das Kind dort abzuholen, wo es in seiner momentanen Entwicklung steht.
Durch gezielte sensomotorische Anregungen lernt das Kind sich und seinen Körper kennen, wird in die Lage versetzt, mit Dingen umzugehen und angemessen auf seine Umwelt zu reagieren.
„Lernen findet im Spiel und in der Bewegung statt.“